Anspruchsvolle Literatur

In der Reihe Funkenflug erscheint anspruchsvolle Literatur – insbesondere anspruchsvolle zeitgenössische deutschsprachige Originalliteratur aus allen belletristischen Literaturgattungen und ohne weltanschauliche Ausschlusskriterien. Es gibt sie noch, junge deutsche Autoren, junge deutsche Dichter, Theaterstücke und Tagebücher – also deutschsprachige Romane, überhaupt deutschsprachige Literatur neuer Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Lebendige Geschichten, ungewöhnliche Schicksale und Freiheitsstreben oder Lyrik aktuell gehören in dieses Programm, wenn sie lebensprall, farbig und echt sind – und gut geschrieben. Poesie muss es schon sein. Anders entsteht kein Funkenflug. Literatur dient der Unterhaltung und Erbauung – heißt es in den medienwissenschaftlichen Lehrbüchern der Fachhochschulen –, nicht seichtem Zeitvertreib. Als Verlegerin mit Anspruch präzisiere ich: Die Leserin muss in der Lektüre etwas für sich selbst finden und mitnehmen, sich sammeln, nicht zerstreuen.

Neu im Programm

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Literaturprogramm: (nicht nur) junge deutsche Autoren

Die meisten Veröffentlichungen im Literaturprogramm sind ‹gemischte› Romane mit eingestreuten Fremdmaterialien – also z. B. Briefen bzw. WhatsApp-Mitteilungen, Gedichten bzw. Songtexten, Aktenauszügen, Informationskästen oder Zeichnungen. Das entspricht der Wahrnehmung des jungen bürgerlichen Publikums im Medienzeitalter und macht Romane interessanter, als sie jemals waren.

Doch möchte ich stets auch heute kaum noch geförderte ältere Literaturgattungen wieder zum Leben erwecken. Sie sind nicht tot oder nur noch von historischem Interesse, wie es in einer breiten Öffentlichkeit den Anschein hat; sie eröffnen uns auch heute noch einen ganz anderen Blick auf die Welt, ungewöhnliche Schicksale, Frauenabenteuer und überhaupt das Glücksstreben, als es der Roman vermag. Hier nur einige dieser literarischen Gestaltungen:

    • Erzählungen
    • Märchen für Erwachsene
    • Theaterstücke
    • Gedichte
    • Drehbücher
    • Reportagen
    • Hörspiele

 

Moderne Literatur im Medienzeitalter

Die meisten im Funkenflug erscheinenden Texte werden durcheinander, unvollständig oder absurd sein – wünsche ich mir zumindest –, verzichten auf saubere Handlungsstränge oder Schicksalslinien (oder ironisieren sie). Unsere Welt ist heute nicht mehr sauber beschreibbar. Im Medienzeitalter wirkt sie amorph, und es ist längst lächerlich geworden, sich ihrer bemächtigen zu wollen.

Das liegt nicht an der Reizüberflutung, sondern an einem Gesellschaftsmodell der Unmündigkeit. Wenn Triebverleugnung nicht mehr die Voraussetzung ist, um an der Gesellschaft der Wohlerzogenen teilzunehmen, verschwimmt das Realitätsprinzip. Für Unbedarfte verschwimmt in einer ständigen multimedialen Wahrnehmung sogar die Realität selbst. Die Nachwuchstalente beschreiben in ihren Newcomer-Romanen, welche Realität an ihre Stelle tritt.

Funkenflug greift diese Veränderungen auf und schildert unseren erschütterten Alltag und darin eingebettet unsere Glücksvorstellungen oder unsere hilflose Sinnsuche, das emotionale Elend der Provinz und des Kleinbürgertums. Gerade die Literatur ist in der Lage, eine unvollständige, unübersichtliche, zerfallende oder sinnlos verklebte Realität adäquat zu beschreiben – nicht lustig, blutig oder erotisch, sondern so, wie wir wirklich leben und fühlen. Genau das fehlt im Medienzeitalter.

 

Nachwuchstalente: Modernes Leben und lebendige Geschichten

Funkenflug veröffentlicht krumme, echte Literatur und verweigert sich einer harmonischen Weltsicht. Der Stoff der Literatur ist nun einmal die rohe, ungefüge Wirklichkeit, die Fantasie nur ein Mittel der Darstellung. Also rufe ich den Autorinnen und Autoren zu: Grabe, wo du stehst! Bring uns zum Nachdenken! Lohnt es sich, diese Geschichte anderen weiterzuerzählen – mag es auch eine Parabel oder eine verkappte Reportage sein? Es geht um das besondere literarische Fluidum außerhalb von Nutzen, Unterhaltung oder Schemata, in dem der Geist in seiner ursprünglichen Skepsis und Reinheit weht, vielleicht sogar ein gerader, unverstellter Blick.

Der Wahlspruch der Reihe ist also: Schreib, was du willst, aber langweile mich nicht. Es muss Herz haben oder Stil, Witz, Verstand oder eine besondere Wahrnehmung oder Schmerz – einfach irgendetwas und nicht nichts. Der Verlag sorgt für sprachliche Fehlerlosigkeit und elementare Widerspruchslosigkeit – auch wenn es nicht immer bürgerliches Hochdeutsch sein muss.

Wenn es so einfach ist, warum kann es dann nicht jedeR? Sagen wir es so: Die Vorsichtigen haben keine schlechteren Karten als die Vorlauten, aber auch keine besseren. Wer Herz und Witz hat, steht eben nicht fest. Einfach nur irgendeine Geschichte aufzuschreiben, reicht sicherlich nicht. Es muss Literatur sein.

Es muss mich berühren. Vielleicht ist es sogar schön, aber das kann man nicht verlangen. Nachlässig zu schreiben allerdings ist nicht authentisch, sondern wertlos – ein ewiger literarischer Grundsatz, der hier jedoch den rohen, ursprünglichen Blick auf die Wirklichkeit nicht abzuschleifen braucht, wie es den jungen Wilden im bürgerlichen Literaturbetrieb so oft ergeht. Die Chance auf Literatur wächst mit einer bewussten Erkenntnisarbeit.

 

Bücher über echte Schicksale

Die Schilderung wird nicht innerlich geglättet, und selbst wenn sie ironisch oder kultiviert geschliffen wird, darf die Verzweiflung tief im Inneren nicht in Optimismus verkehrt werden. Das wäre gelogen und würde – ganz entgegen dem ersten Anschein – jede Hoffnung ersticken. Wir möchten echte Schicksale lesen, ein Frauenschicksal in Deutschland 2021, einen modernen Liebesroman, von Nachwuchsautoren geschildert.

Dummheit, Rohheit, viele oder wenige Figuren, Unüberschaubarkeit und vermutlich auch Sinnlosigkeit des Geschehens, also die Schattenseiten des Lebens bleiben unangetastet bestehen und werden nicht handwerklichen Gepflogenheiten der Figuren und der Handlung geopfert. Ein Roman muss nicht eine Hauptfigur haben, er muss glaubwürdig sein.

Es gibt im wirklichen Gedränge keine Figurenkonstellationen und keinen Handlungssinn; Lebensglück oder Selbstverwirklichung reichen nicht mehr als Lebensausrichtung oder gar Glücksvorstellung; wir alle wissen, dass es so etwas nicht gibt und niemals wieder geben wird.

 

Geneigte Leserinnen: Selbstbestimmung moderner junger Frauen

Jüngere Leserinnen sind nicht mehr in einer im Untergehen begriffenen ‹wohlanständigen› Gesellschaft verankert, auch ältere Leserinnen beginnen zu zweifeln. Anspruchsvolle Literatur soll uns helfen, die ungeordnete Welt, in der wir leben, zu verstehen oder uns in ihr zu bewegen, vielleicht sogar in ihr zu bestehen. Literatur lebt von der Identifikation der Leserinnen und der Identifikation mit der geistigen Epoche.

Wir brauchen Romane, in denen wir selbst vorkommen, können sie aber heute nicht bekommen. Die Nachwuchs-Autoren stehen in den Startlöchern und entwickeln ihre Erzählideen, rücken nur noch nicht damit heraus. Was wir erleben, ist ja nicht als solches literaturwürdig. Auch wenn es manchmal lustig, manchmal traurig sein mag, ist es doch im Großen und Ganzen bedeutungslos. Und doch ist es unser Leben. Gib ihm einen Sinn! Was können wir erstreben, was vermeiden; was müssen wir ertragen?

Diese Fragen kann nur die anspruchsvolle Literatur, können nur deren Nachwuchstalente beantworteten – weil sie es wollen und weil sie es für sich brauchen. Und weil sie es können, denn schließlich leben sie in der Welt, die es zu beschreiben gilt, und versuchen, für sich das Beste daraus zu machen. Der gute Wille hat Kraft, und der Verlag Angelika Gontadse steuert das Sprachhandwerk bei.

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